Wir sollten nicht länger zulassen, dass Tausende leiden und sterben
In der Bundesrepublik Deutschland warten Erkrankte, die ein lebensrettendes Organ benötigen, viel länger auf eine Transplantation, als in anderen europäischen Ländern. Aus diesem Grund setze ich mich seit Jahren für eine Verbesserung der rechtlichen Grundlagen im Sinne der betroffenen Menschen ein. Es sollte nicht länger zugelassen werden, dass tausende Menschen leiden und sterben, weil sich politisch nicht auf eine bessere Lösung geeinigt werden kann. Für mich ist die beste Lösung in diesem Fall die Einführung der doppelten Widerspruchslösung.
Obwohl 84 Prozent der Bundesbürger die Organspende positiv bewerten, fehlen Tausende Spenderorgane, wie ernüchternde Zahlen es zeigen. Demnach warteten derzeit mehr als 10 000 Menschen auf eine Organspende. Diese unhaltbaren Zustände sind gut an Zahlen aus dem Großraum Bremen aus dem Jahr 2017 zu erkennen. Dort brauchten mehr als 80 Patienten ein Organ. Es konnten aber nur zwei entnommen werden.
Es zeigt sich, dass die bisherige Lösung bei der Organspende funktioniert einfach nicht. Es haben zwar etwa 35 Prozent der Bundesbürger einen Organspendeausweis, aber viele transplantierbare Organe gehen schlicht aus Unkenntnis der möglichen Spender verloren. Dies bestätigt sich auch nach einem Gespräch mit dem Achimer Dialysepatient Jochen Göhrs, dessen Fall ich seit Jahren begleite. Göhrs wartet wegen seiner beiden funktionslosen Nieren seit vielen Jahren auf ein Spenderorgan und muss bis zur erhofften Transplantation ein Leben voller Schmerzen und Hürden führen.
In Deutschland müssen die Betroffenen durchschnittlich zehn bis zwölf Jahre auf ein Spenderorgan warten und hinnehmen, dass ihre Lebensqualität in dieser Zeit massiv eingeschränkt ist. In Österreich sind es beispielsweise nur vier Jahre. Dieses Beispiel zeigt, dass es besser geht. Dank der dortigen sogenannten Widerspruchslösung gilt im Alpenland jeder Bürger von Anfang an als möglicher Organspender, es sei denn, er widerspricht aktiv. Das Ergebnis sind mehr Spender und mehr Spendenorgane.
Deshalb setze ich mich seit Jahren im Bundestag dafür ein, dass auch in unserem Land eine ähnliche Lösung eingeführt wird. Ich unterstütze die sogenannte „Doppelte Widerspruchslösung“, wonach sowohl der Verstorbene zu Lebzeiten, als auch dessen Angehörige nach seinem Tod einer Organentnahme widersprechen können. Damit bleibt sichergestellt, dass eine Organspende eine bewusste Entscheidung des Einzelnen bleibt.
Das heutige System, nachdem jeder einzeln und vorab seine Zustimmung zur Organspende erklären muss, schreckt meiner Meinung nach mögliche Organspender eher ab. Bisher setzen sich viel zu wenige Menschen trotz aller Informationskampagnen mit dieser Thematik auseinander. Deshalb ist eine Gesetzesänderung ein richtiger Weg dafür Sorge zu tragen, dass alle Betroffenen im Notfall ein Spenderorgan erhalten, um weiterleben zu dürfen. Aus diesem Grund bin auch ich Organspender und möchte die Gegner der Doppelten Widerspruchslösung zum Umdenken auffordern.