Mattfeldt will es noch einmal wissen
CDU-Basis nominiert den 50-Jährigen aus Völkersen zum vierten Mal als Kandidaten für den Bundestag
Jörn Dirk Zweibrock
Zwei, die sich verstehen: Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (li.) und der hiesige Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt. Bereits 2013 hatte Altmaier Mattfeldt im Wahlkampf unterstützt.
Landkreise Verden/Osterholz. Selbstbewusstsein konnte die Parteibasis dem Christdemokraten, der in den Siebzigern immerhin einige Jahre lang Mitglied in der Jungen Union (JU) gewesen war, jedenfalls nicht absprechen. Wer sich in Sachen Wirtschaftskompetenz mit Ludwig Erhard, dem Vater der sozialen Marktwirtschaft vergleicht, muss schon sehr von sich überzeugt sein. So mutig, den bisherigen Abgeordneten Andreas Mattfeldt herauszufordern, war der unbekannte Christdemokrat am Montagabend im Verdener Hotel Niedersachsenhof aber doch nicht. Somit gab es keine Kampfkandidatur bei der Nominierung des zukünftigen Bundestagskandidaten für den Wahlkreis 34 Osterholz-Verden. Mit 98,1 Prozent – bei zwei Nein-Stimmen und einer Enthaltung – haben die CDU-Mitglieder aus den Landkreisen Verden und Osterholz Andreas Mattfeldt aus Völkersen zum insgesamt vierten Mal als ihren Kandidaten im Rennen um das Direktmandat für das Hohe Haus in Berlin nominiert. Im Vorfeld hatten ihn bereits die Kreisvorstände aus Osterholz und Verden einstimmig als Kandidaten für die bevorstehende Bundestagswahl vorgeschlagen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Parlamentariern ist der 50-jährige Familienvater weder Politik- noch Rechtswissenschaftler, sondern vielmehr Industriekaufmann und Unternehmer. „Wenn Ihr einen Abgeordneten wollt, der alles absegnet und überall lieb Kind macht, bin ich der Falsche. Wenn Ihr aber einen wollt, der sagt, was er für richtig hält, bin ich der Richtige“, sagte der frühere Bürgermeister des Flecken Langwedels in seiner Bewerbungsrede. Dass Mattfeldt in der Hauptstadt gern einmal fernab der Parteilinie agiert, sich als Gegner der Erdgasförderung einen Namen gemacht hat, scheint jedenfalls bei der CDU-Basis anzukommen.
Bereits 2013 hatte Mattfeldt den damaligen Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) zu Gast im Landkreis Verden. Damals kämpften beide vor Ort gegen Fracking. Mit der Schützenhilfe aus Berlin gelang es ihm schließlich, den einst tiefroten Wahlkreis Osterholz-Verden zu verteidigen. Vier Jahre zuvor hatte Mattfeldt bereits dem renommierten rechtspolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Joachim Stünker das Direktmandat abgenommen. Stünker war damals nicht über die Landesliste seiner Partei abgesichert.
Die Schlachtplatte, die er damals in Langwedel geschlemmt hatte, ist Altmaier nach eigenen Worten jedenfalls bestens in Erinnerung geblieben. Ohnehin teilt er mit Mattfeldt nicht nur die Liebe zum Essen, sondern auch die Leidenschaft für jüngere Geschichte. „Wir haben uns kennengelernt, als wir beide noch dünner waren“, scherzte der heutige Bundesminister für Wirtschaft und Energie bei der Wahlkreismitgliedervollversammlung in Verden. Die beruflichen Wege der beiden Christdemokraten kreuzten sich erneut, als Andreas Mattfeldt schließlich Berichterstatter für den Einzelplan 09 im wichtigen Haushaltsausschuss des Bundestags wurde – dort, wo das Geld verteilt wird.
Natürlich stand die Rede von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bei der Nominierungsveranstaltung in Verden ganz im Zeichen der Corona-Krise. Der Bundeswirtschaftsminister geht davon aus, dass die Republik erst 2022 wieder eine wirtschaftliche Stärke wie vor der Pandemie erreicht. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir keinen zweiten Shutdown brauchen“, erklärte er vor der CDU-Basis aus Verden und Osterholz. Durch die Corona-Hilfen habe Deutschland auch seine kulturelle Identität bewahrt, hob der Minister in diesem Kontext die Eckkneipen, Restaurants und familiengeführten Hotels hervor. Vor der Bundespressekonferenz in Berlin hat Altmaier am Dienstag gerade seine Interimsprognose zur wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland abgegeben.
In Sachen Bodenständigkeit nehmen sich der Minister und Mattfeldt nichts. Verbringe er ein Wochenende in der Hauptstadt, sei er gerne mit dem Fahrrad unterwegs, verriet der gebürtige Saarländer. Aus seinen Gesprächen mit den Menschen weiß er, was ihnen derzeit unter den Nägeln brennt. Aber auch die Mittelzentren hat der CDU-Politiker im Blick. Altmaier kündigte an, einen Runden Tisch zur Wiederbelebung der Innenstädte ins Leben rufen zu wollen. Seiner Ansicht nach müsse der stationäre Handel vor Ort von der Digitalisierung profitieren.
„Andreas Mattfeldt hat sich seine Bodenständigkeit immer bewahrt. Er ist eine bekannte Größe in Berlin. Sein Wort hat Gewicht“, freute sich der Bundeswirtschaftsminister über Mattfeldts gutes Ergebnis und machte sich auf den 4,5 Stunden langen Rückweg nach Berlin.
Die Antwort auf die Frage, wer die Christlich Demokratische Union Deutschlands 2021 in den Bundestagswahlkampf führe, ließ er sich aus dem Publikum allerdings nicht entlocken. „Zum Glück haben wir jede Menge Kandidaten“, betonte Altmaier und riet jedem, in den kommenden Monaten seine persönlichen Ambitionen zurückzustellen und die Sachpolitik in den Vordergrund zu stellen, schließlich befinde sich das Land derzeit in der schlimmsten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg.
aus Verdener-Nachrichten vom 02.09.2020