Sorgen um Unternehmen und Arbeitsmarkt: Wenn die Wirtschaft nicht mehr so läuft, müssen wir uns mehr reinhängen!

19. April 2024

Angesichts der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland mache ich mir als hiesiger Bundestagsabgeordneter erhebliche Sorgen auch um den heimischen Arbeitsmarkt. Bei einem Gespräch mit Christoph Tietje, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Nienburg-Verden, waren wir uns einig, dass wir einen Sinneswandel in unserem Land brauchen, wenn es um die Arbeit geht.

Wenn die Wirtschaft nicht mehr rund läuft, muss jeder seinen Beitrag dazu leisten, dass wir wieder zurück in die Spur kommen. Da müssen wir uns alle einfach mehr reinhängen. Derzeit habe ich den Eindruck, dass sich leider immer weniger Beschäftigte mit ihren Betrieben identifizieren wollen oder können. Bei der Forderung nach Work-Life-Balance, liegt nach meiner Wahrnehmung bei vielen die Betonung zu sehr auf Life. Da werde ich sehr deutlich: Wir sind nicht mehr so fleißig wie noch vor Corona. Das schadet nicht nur unserer Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich, sondern letztlich auch jedem einzelnen von uns.

Die Zahlen des Arbeitsmarktes zeigen nach meinem Eindruck sehr deutlich, dass sich viele Unternehmen angesichts der seit dem Regierungswechsel immer unsicheren vor allem politischen und energetischen Rahmenbedingungen in unserer Republik und schwindender Ertragslage mit Neueinstellungen zurückhalten. Deshalb haben auch im Wahlkreis Osterholz-Verden die Arbeitslosenzahlen im Vorjahrsvergleich leicht zugenommen. „Dem müssen wir gemeinsam begegnen: Betriebe, Arbeitnehmer, Verwaltungen und natürlich die Politik. Wir brauchen also einen Schulterschluss, um aus der Krise herauszukommen.

Bedenklich finde ich bei den aktuellen Zahlen insbesondere die Zunahme der Arbeitslosenzahlen im Versichertenbereich um 17 Prozent. Das ist schon eine Menge im Vergleich zum Beispiel zu der allgemeinen Arbeitslosigkeit im Landkreis Verden von etwa vier Prozent.

„Wir brauchen neben Fachkräften dringend viele normale Arbeitskräfte und einen Sinneswandel“

In dem Gespräch habe ich Christoph Tietje gebeten, ein stärkeres Augenmerk auf die Vermittlung von einfachen Arbeitskräften zu legen. Die derzeitige Fokussierung auf Fachkräfte ist zwar grundsätzlich nicht falsch. Allerdings geht das an den Bedürfnissen vieler unserer Betriebe vorbei. Das wird mir als Vorsitzendem eines Zusammenschlusses mittelständischer Unternehmen immer wieder angetragen.

Viele Branchen benötigen nach meinem Eindruck so schnell wie möglich normale Arbeitskräfte. Dabei spielen Deutschkenntnisse der Bewerber oft eine untergeordnete Rolle, sei es am Band, beim Spülen in der Gastronomie oder im Lager. Da wird das, was gebraucht wird, meist bei der Arbeit gelernt oder beigebracht.

Ich gebe zudem zu bedenken, dass es für die Betroffenen unnötig schwer wird in den Berufsalltag zurückzukehren, wenn Arbeitskräfte zu lange ohne Job bleiben. Gleichzeitig benötigen die Unternehmen immer länger, bis sie ihre Stellen besetzt bekommen. Derzeit liegt die sogenannte Vakanzzeit im Durchschnitt bei 158 Tagen. Das ist für Unternehmen ein Faktor, der unnötig Umsatz und Ertrag beeinträchtigt.

Sehr erfreut habe ich die Absicht des Unternehmens Amazon in Achim aufgenommen, die Zahl seiner Mitarbeiter von heute 2000 auf bis zu 2500 aufzustocken zu wollen. Das ist sehr wichtig für unsere gesamte Region. Gut wäre es, wenn der Betrieb künftig auch vermehrt Teilzeitjobs anbieten könnte.

Meine volle Unterstützung findet der sogenannte Job-Turbo der Agentur für Arbeit, mit dem erst kürzlich aus acht Herkunftsländer Zugereiste oder Geflüchtete, schneller in Arbeit gebracht werden sollen. Das kann uns bei unseren finanziellen Anstrengungen im Sozialbereich enorm entlasten.