Dritter Tag der Luft- und Raumfahrt übertrifft die Erwartungen von Teilnehmern und Organisatoren

23. September 2024
Pressespiegel

Tag der Luft- und Raumfahrt  – Ein Stück Weltall in Osterholz
Christian Pfeif

Osterholz. Ein Panoptikum wie am vergangenen Donnerstag bietet sich Besuchern der Stadthalle nicht aller Tage: Bereits im Eingangsbereich ließen sich neben allerhand Schautafeln, Firmenlogos und kleineren Interaktivexperimenten auch ein fahrtüchtiger Mars-Rover erblicken; im Halleninneren folgten meterhohe Raketenmodelle und weitere Kleinfluggeräte; im eigens eingezäunten Open Air-Areal hinter der Halle schließlich ein Bundeswehrhelikopter sowie ein Segelflugzeug.

Der dritte durch Bundestagsabgeordneten Andreas Mattfeld (CDU) gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Harry Laube initiierte und organisierte Tag der Luft- und Raumfahrt in und um die Stadthalle übertraf sämtliche im Vorfeld gehegten Erwartungen aller Beteiligten, inklusive der Repräsentanten der mehr als 50 in der Halle sowie im Außenbereich vertretenen Unternehmen und Firmen, Ausbildungseinrichtungen und Vereine.

Geschätzt 4000 Besucher

„Insgesamt dürften wir über den Tag verteilt etwa 4000 Besucher auf dem Gelände verzeichnet haben“, schätzte Laube. Eine konkrete Besucherzahl lässt sich nicht zuletzt aufgrund des freien Eintritts zu der Veranstaltung sowie der Besucherfluktuation im Laufe der achtstündigen Veranstaltungsdauer nicht akkurat beziffern, sodass die Schätzung der Organisatoren möglicherweise sogar zu niedrig gegriffen sein könnte.

An den Infoständen mit interaktiven Angeboten herrschte über die gesamte Veranstaltungsdauer ein reger Andrang. Insbesondere „Virtual Reality“-Angebote, durch welche mittels sogenannter Oculus-Brillen und manueller Steuerung beispielsweise ein virtueller Rundgang durch diverse Fluggeräte oder sogar die Raumstation ISS ermöglicht wurde – beispielsweise am Stand des „School Lab“ des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) – befanden sich quasi im Dauerbetrieb. Besonders bei den jüngeren Besucherinnen und Besuchern stießen sie auf großes Interesse; die ausgestellten Flugobjekte dienten als willkommene Motive für zahlreiche Erinnerungsfotos.

Werben um Bewerber

Am Nachmittag gab Stargast und Werbeträger des Weltraumtages Alexander Gerst – seines Zeichens Geophysiker, Vulkanologe und mehrfacher Teilnehmer an Expeditionen der Raumstation ISS – einen Eindruck von seiner Arbeit in der Schwerelosigkeit auf der Internationalen Raumstation ISS. Mehr als 1200 Zuhörer und Zuhörerinnen folgten gebannt den im lockeren Plauderton von Gerst vorgetragenen Erkenntnissen und All-Anekdoten. Mehr als eine Stunde gewährte Gerst den Anwesenden in Wort und Bild Einblicke in seine interstellaren Missionen und deren Zweck. „Einer der Hauptgründe für derartige Expeditionen ist das Durchführen von Forschungen und Experimenten, für die nirgendwo auf der Erde geeignete Bedingungen vorherrschen“, erklärte Gerst, der im Anschluss an seine Ausführungen geduldig Zuhörerfragen beantwortete – zum Beispiel nach seinen Lieblingsexperimenten. „Ich habe während meiner Aufenthalte mehr als 700 Experimente im Columbuslabor durchgeführt. Am liebsten waren mir davon die, die dem Erhalt der Gesundheit dienen“, erzählte Gerst, ohne spezifisch ins Detail zu gehen.

„Vergaser“ für Satellitenantriebe

Ein weiteres Augenmerk von Ausstellern und Veranstaltern bestand jedoch auch in der Akquise potenzieller künftiger Mitarbeiter – und auch in dieser Hinsicht übertraf die dritte Veranstaltung ihrer Art, deren Vorgänger bereits fünf Jahre zurückliegt, sämtliche Erwartungen: „Nahezu sämtliche Teilnehmer, die dort mit einem Ausstellungsstand vertreten waren, haben zurückgemeldet, dass sie noch nie so intensive Fachgespräche mit jungen Menschen geführt hätten, von denen viele als Bewerber gute Chancen hätten“, so Harry Laube.

Zu den ausstellenden Betrieben zählte auch die in Pennigbüttel ansässige Firma „Advanced Space Technologies“ (AST), die sich bereits kurz nach ihrer Gründung im Jahr 2018 als Weltmarktführer ihrer Sparte etablieren konnte. „Unser Bereich ist die Treibstoffversorgung für elektrische Antriebssysteme, also Ionentriebwerke und Plasmatriebwerke für Satelliten“, erklärte Gründer und Firmeneigentümer Hans-Peter Harmann – und verdeutlichte laienfreundlich: „Bei einem Auto würde man von Einspritzsystemen und Vergasern sprechen“.

Die hierfür in Pennigbüttel entwickelten und gefertigten Systeme finden sich mittlerweile in internationalen Produktionsstätten – und bereits mehr als 600-fach im All: „Wir beliefern unter anderem NASA, ESA, Airbus, um nur die Größten zu benennen“. Als Mitarbeiter bewerben könnten sich derzeit vor allem erfolgreiche Absolventen von naturwissenschaftlichen- und Ingenieurstudiengängen. Zudem plant das derzeit 55 Mitarbeiter zählende Unternehmen in Kooperation mit den örtlichen Schulen, künftig Blockpraktika für Schüler ab der elften Klasse anzubieten. „Wir bringen den Leuten hier das eigentliche Handwerkszeug für unseren Zweck selbst bei. Die Voraussetzungen für unseren Bereich sind so speziell, das muss man einfach noch mal vor Ort lernen“, sagte Harmann.

Verdener-Nachrichten, OHZ-Kreisblatt 21.09.2024