Langwedel – Es schellt an der Haustür, und schon ist es vorbei mit der Beschaulichkeit in Küche und Wohnzimmer. Der Sprint der ungleichen Art beginnt. Wer ist schneller an der Klinke? Auch diesmal gewinnt Sami, er gewinnt eigentlich immer, und wartet darauf, dass Hausherr Andreas Mattfeldt endlich die Tür öffnet, und er, der Vierbeiner, den Gast begrüßen darf, und sich einschmeichelt. „Wer ihn streichelt, hat verloren. Dann geht er nicht wieder von der Seite“, sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete. Und tatsächlich, Sami begleitet den Besucher bis ins Esszimmer, wo schon Kaffeetassen auf dem Tisch stehen, und lässt nicht locker und wird irgendwann hinauskomplementiert und bezieht auf dem Hof seinen Wachposten. Klaglos selbst bei Februar-Temperaturen. Sami hat ein dickes Fell.

Das autonome Fahren muss kommen, in zehn Jahren brauchen wir die ersten Lastwagen, die ohne Fahrer unterwegs sind, auch deshalb, weil es immer schwieriger wird, Fahrer zu bekommen.

Andreas Mattfeldt

Beim Hausbesuch der Kandidaten geht es nicht nur um politische Ziele, ein bisschen schon, aber nicht nur. Was macht ihn sonst noch aus, den Christdemokraten, der seit 16 Jahren im Bundestag sitzt und jetzt zum fünften Mal als Direktkandidat im Wahlkreis Verden/Osterholz antritt? Mattfeldt könnte vom Preußen-Bier berichten. Macht er auch. „Die Brauerei bleibt mein Hobby, obwohl sie immer größere Ausmaße annimmt“, sagt er. Andererseits passt die Wohnzimmer-Einrichtung überhaupt nicht zum Gerstensaft-Faible. Ausschließlich Weingläser stehen in den Regalen, unterschiedliche Kelche für unterschiedliche Anlässe.

Sami also. Elf ist er. Und von Altersmüdigkeit keine Spur, bei einem Australian Shepherd sowieso nicht, auch wenn bei dem Mischling ein bisschen Berner Sennenhund unverkennbar bleibt. „Morgens passt er besonders auf“, sagt Mattfeldt. Dann geht es auf Tour, im Urlaub auf der Insel Fehmarn natürlich, ich bin begeisterter Camper, sagt der 55-Jährige, aber auch während der Sitzungspausen im Bundestag, dann, wenn Mattfeldt zu Hause ist. „Wir joggen gemeinsam los, es geht durchs Spanger Holz, durch andere Wald- und Wiesengebiete, durch schöne Landschaften hier in der Umgebung.“ Zuweilen durchqueren sie naturbelassene Waldstücke, dicke Äste, sie sind heruntergebrochen und liegen geblieben, manchmal ganze Bäume, für Jogger kein Durchkommen, aber zum Glück gibt es gepflegte Wege, und davon eine ganze Menge.

Mattfeldt kennt also das Dickicht zur Genüge. Politisch hat er sich einen Dschungel vorgenommen. „Wir müssen die Wirtschaft wieder wettbewerbsfähig machen“, sagt er. Und dazu müsse das Klein-Klein bei den Förderungen aufhören und die Kulisse einfacher gestaltet werden. Kernfördergebiete seien Hochtechnologien, seien neue Antriebsarten, sei die Energieforschung bis hin zur Kernfusion. Das alles wirke sich bis zur Mobilität, bis zur Luft- und Raumfahrt aus. „Das autonome Fahren muss kommen, in zehn Jahren brauchen wir die ersten Lastwagen, die ohne Fahrer unterwegs sind, auch deshalb, weil es immer schwieriger wird, Fahrer zu bekommen.“ Pilotprojekte wie die autonomen Fluggeräte trügen jetzt schon dazu bei, die Straßen zu entlassen. „Daran müssen wir weiterarbeiten, das müssen wir fördern, und all das zusammen geht dann zu Lasten des Lastenfahrrads.“

Der Maschinenbau sei zudem zu unterstützen. Dazu müsse Künstliche Intelligenz ausgeweitet, die Bürokratie abgebaut werden. „An wichtigen Entwicklungen wie MP3, Transrapid oder Handy haben deutsche Ingenieure erfolgreich mitgearbeitet. Daran müssen wir endlich wieder anschließend.“ Dazu wolle er seine Rolle aktuell im Fraktionsvorstand und als dienstältester Haushälter nutzen.

Aber erstmal ist Sami an der Reihe. Wie einst Mittelfeldstratege und Weltmeister Khedira, nach dem er benannt ist, lässt der Vierbeiner niemanden vorbei. Vor dem Zaun hat er Position bezogen. Und dahinter? Was ist das? Eine Straßenlaterne, an der ein politischer Mitbewerber sein Wahlplakat befestigt hat. Und zwar so, dass die Botschaft gut lesbar bis ins Esszimmer der Mattfeldts leuchtet. „Ich glaube, ich werde sie trotzdem nicht wählen.“
HEINRICH KRACKE

VAZ 05.02.2025