Verden/Achim – Schwarz und Grün ziehen in den Bundestag ein. Andreas Mattfeldt (CDU) eroberte gestern bereits zum fünften Male das Direkt-Mandat im Wahlkreis Verden/Osterholz. Ihn begleitet Dr. Lena Gumnior (Grüne). Zur Zitterpartie entwickelte sich das Wahlergebnis für den bisherigen Abgeordneten Dr. Gero Hocker (FDP). Hochrechnungen zufolge ziehen die Liberalen nicht in den Bundestag, und damit wird sich der Achimer nach zwei Legislaturperioden aus dem Parlament verabschieden. Relativ rasch zerstoben die Hoffnung des ebenfalls aussichtsreich platzierten Maik Smidt (Bündnis Sahra Wagenknecht). Ob die neugegründete Partei ins Parlament einzieht, blieb unklar, klar indes die Lage für Smidt. Er hätte so um die sechs Prozent benötigt, um einen Platz in Berlin zu erhalten.

Heiter und gelöst natürlich die Stimmung im Waldschlösschen in Daverden, wohin Mattfeldt eingeladen hatte. Der erste Jubel brandete schon Punkt 18 Uhr auf, als die Prognose des ZDF über die Bildschirme flimmerte. Allerdings verhaltener Jubel. „Ich hätte mir vorne eine Drei gewünscht“, sagte der Abgeordnete hinterher. Das Wahlergebnis aber werte er als bemerkenswert. „In ganz Europa kommen die großen Parteien nicht mehr an ihre Ergebnisse früherer Jahrzehnte heran. Das ist bei uns nicht anders. Dass wir aber so deutlich vor der SPD liegen, das gab es noch nie.“

Sein persönliches Resultat stelle ihn zufrieden. „Die Menschen haben offenbar anerkannt, dass hier in den vergangenen 16 Jahren alles herausgeholt wurde für die Kommunen unseres Wahlkreises“, sagte er. „Sie haben ein feines Gespür dafür, wem sie vertrauen können.“ Für ihn sei es ein wichtiges Ergebnis, zum fünften Male den Wahlkreis gewonnen zu haben, der eigentlich „ein SPD-Wahlkreis ist“. Zustimmung erhielt er von der CDU-Kreisvorsitzenden Hella Bachmann. „Seine Erfahrung, sein Engagement, dazu klare Kante – das ist für den Wahlkreis gut.“

Ihm folgen ins Berliner Parlament wird die Grüne Lena Gumnior. „Wir haben gute Arbeit geleistet und viele Neumitglieder hinzubekommen. Gerade angesichts der Ausgangsposition können wir daher mit dem Ergebnis zufrieden sein“, so Gumnior. Immerhin kämen die Grünen aus einer der unbeliebtesten Regierungskonstellationen, „und daran müssen wir das messen“.

„Natürlich sind die Ergebnisse für uns nicht zufriedenstellend“, gesteht sich Özge Kadah ein. „Man sieht, viele Menschen haben das Vertrauen in die großen Parteien verloren. Ich sehe es weiterhin als meine Aufgabe an, das Vertrauen vor Ort wiederzugewinnen.“ Dennoch empfand die 28-Jährige große Unterstützung hier vor Ort. „Wir haben täglich gekämpft und es hat mir Mut gemacht, zu sehen, wie viel Unterstützung wir dabei erfahren haben.“ Die Ursache für die Niederlage sei vor allem die kurze Wahlkampfphase gewesen. „Als neue politische Kraft von Schwanewede bis Kirchlinteln in dieser kurzen Zeit bei den Menschen bekannt zu werden, war eine Herausforderung.“ Auch der bundespolitische Trend habe eine bestimmende Rolle gespielt. Was die eigene Niederlage weiter überschatte, sei zudem das starke Ergebnis der AfD, fügt die Sozialdemokratin hinzu.

Nicht geschafft hat es der Achimer Gero Hocker. „Ich bin natürlich enttäuscht. Wir haben in der Dreier-Koalition offenbar zu spät die Reißleine gezogen. Außerdem haben wir bei der Migrations-Abstimmung kein gutes Bild abgegeben, wir haben nicht geschlossen abgestimmt“, sagte er. Sein Erstimmenergebnis von rund drei Prozent wundere ihn nicht: „Wir haben unseren Wahlkampf so konzipiert, dass wir gezielt um Zweitstimmen geworden haben.“ Für ihn sei weniger sein persönliches Ergebnis wichtig, sondern das Land.

Als Wahlsiegerin darf sich indes Susanne Rosilius (AfD) betrachten. „Wir sind natürlich sehr zufrieden. Ich finde, das Ergebnis spiegelt das wider, was wir uns erarbeitet haben. Ich hätte mir allerdings einige Prozentpunkte mehr erhofft.“

Ebenfalls auf der Siegerseite sieht sich Herbert Behrens (Linke). „Wir waren sehr aktiv im Wahlkampf und können darauf in großer, in neuer Runde zurückblicken. Die Landkreise haben einen guten Beitrag geleistet für das gute Ergebnis.“ Zwischen Hoffen und Bangen indes Maik Smidt (BSW). „Vor einem Monat sah es noch schlecht für uns aus, jetzt können wir einigermaßen zufrieden sein.“
KRA/ESC/NIN

VAZ 24.02.2025