Mattfeldt unterstützt BI – Ausbau der Amerikalinie
Landkreis Verden/Kirchlinteln. Tempo 100 statt 80, zwei bis drei Gleise statt bislang einem, ein erhöhtes Güterzugaufkommen – die meisten davon nachts. Als Ingo Bertram, Gründungsmitglied und Sprecher der Bürgerinitiative (BI) Save Kirchlinteln, im November in Verden von den neuen Plänen der Bahn erfuhr, traute er seinen Ohren nicht. Schockstarre und Enttäuschung wechselten sich bei ihm ab. Null Transparenz, null Kommunikation, kein Dialog wie in den Jahren zuvor. Die BI bekam die neuen Pläne zum Ausbau der Amerikalinie von Langwedel nach Uelzen im wahrsten Sinne des Wortes einfach vorgesetzt.
Die Bürgerinitiative Save Kirchlinteln wurde 2015 gegründet, kämpft bereits seit einer Dekade für die Interessen der Menschen entlang der über 150 Jahre alten Strecke. Bertram, die Gründungsmitglieder Andrea Kohrt, Maik Dudda und ihre Mitstreiter haben am Dialogforum teilgenommen, an den runden Tischen mitgearbeitet, Mahnwachen abgehalten. Sie beklagen nicht nur den aktuell mangelnden Informationsfluss seitens der Bahn, sondern auch die Tatsache, dass für die Ausbaupläne ihrer Ansicht nach veraltete Pläne zugrunde gelegt wurden. „Wie viel das Ganze kostet, kann mir bis heute noch niemand sagen“, moniert Bertram, ebenso wie Dudda Anlieger der Amerikalinie.
Für Kirchlintelns Grünen-Chefin Alida Spahr (Weitzmühlen) hat der geplante Ausbau der Bahnstrecke von Langwedel nach Uelzen nicht nur Auswirkungen auf die direkten Anlieger, sondern auf das gesamte Gemeindegebiet von Kirchlinteln. Dass in Sachen Lärmschutz gerade einmal mit „Minimal-Standards“ gearbeitet werde, geschweige denn ein Erschütterungsschutz vorgesehen sei, stört sie besonders. „Wo soll denn überhaupt noch Platz für einen ausreichenden Lärmschutz sein?“, fragt sie sich ob der begrenzten Flächen. Die Mitglieder der BI gehen davon aus, dass künftig nachts rund 40 Güterzüge auf der Strecke unterwegs sein werden. Außerdem solle für den Ausbau eine denkmalgeschützte Brücke geopfert werden.
„Die neuen Pläne bringen nur Nachteile für Kirchlinteln und werden die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger in erheblichem Maße beeinträchtigen“, fassen die Mitglieder der BI zusammen und fordern deshalb, die Ausbaupläne im Hinblick auf die Kosten und den Nutzen noch einmal auf den Prüfstand zu stellen. Die Aktivisten berufen sich zudem auf ältere Gutachten, die die Unwirtschaftlichkeit des Ausbaus belegen sollen. Außerdem plädieren sie dafür, Kreuzungsbahnhöfe lediglich außerhalb von Siedlungsgebieten zu errichten und verweisen auf eine entsprechende Ratsresolution von früher. Dritte Forderung: ein übergesetzlicher Lärm- und Erschütterungsschutz.
Rückendeckung bekommen die rund 200 BI-Mitglieder – darunter 20 aktive – von Kirchlintelns Bürgermeister Arne Jacobs und dem heimischen Bundestagsabgeordneten Andreas Mattfeldt (beide CDU). Die konkreter werdende Trassenplanung für den Begegnungsverkehr lehnt der Parlamentarier strikt ab, „weil beim dreigleisigen Begegnungsverkehr über sehr lange Teilstrecken eine sehr breite Bahntrasse entsteht, die eine zusätzliche große Belastung für die Anrainer bedeuten würde“. Der Lärmschutz für die Anwohner habe für ihn in jedem Fall größte Priorität. „Natürlich werde ich mich in Berlin für die Menschen entlang der Bahnstrecken einsetzen und alles dafür tun, damit sie einen ausreichenden Lärmschutz erhalten und trotz erhöhten Zugaufkommens ihre Wohn- und Lebensqualität erhalten bleibt“, verspricht Mattfeldt. Hinsichtlich des Lärmschutzes sei ihm als langjähriger Haushälter im Deutschen Bundestag jedoch durchaus die finanzielle Belastung für den Bund bewusst. „Vor der Wahl will ich nichts versprechen, was im Anschluss nicht gehalten werden kann“.
Die Gemeinde Kirchlinteln werde, in Abstimmung mit den weiteren Anrainer-Kommunen entlang der Strecke, Forderungen der Regionen aufstellen und bei der Bahn einreichen, erklärt Bürgermeister Arne Jacobs. Ein zentraler Punkt werde sicherlich der übergesetzliche Lärmschutz für alle Menschen entlang der Trasse sein. „Zudem sollen alle Bahnübergänge erhalten bleiben und eine Zweigleisigkeit außerhalb von Siedlungsgebieten organisiert werden.“ Stichwort Öffentlichkeitsbeteiligung: Zur Erstellung der Forderungen kündigt Jacobs schon einmal voraussichtlich zwei Bürgerversammlungen im Gemeindegebiet an. „Bei dem Prozess geht Qualität vor Schnelligkeit“, betont der Verwaltungschef. Er erwartet, dass die Forderungen der Regionen bis zum Ende des dritten Quartals 2025 finalisiert und an die Deutsche Bahn übergeben werden. Die Abstimmungen mit den Anrainer-Kommunen würden dazu aktuell laufen.
Für Bertram, Dudda und Spahr sind das erstmal positive Signale. Sie betonen noch einmal, dass sie die Errichtung des neuen Bahnhaltepunktes an der Kreepener Straße in Kirchlinteln zum Fahrplanwechsel 2026/2027 ausdrücklich unterstützen und sich ihr Engagement primär auf einen verbesserten Lärmschutz entlang an der Amerikalinie bezieht.
VN 15.01.2025