Milchbauern in Not
Ich bin in diesen Tagen in tiefer Sorge um unsere Milchbauern. Die Milchbauern kämpfen um ihre Existens! Bei all den Rettungsaktionen um Banken und Großbetrieben wird vergessen, dass in Deutschland 100.000 Bauernhöfe gesunde Milch produzieren. Das ist jeder dritte landwirtschaftliche Betrieb.
Ich weiß, dass der Einfluss deutscher Politiker auf den Milchmarkt gering ist. Dennoch dürfen wir uns dieses Problems nicht verschließen.
Die Lage ist dramatisch, denn der Preis für den Liter Milch stürzt inzwischen in Richtung 20 Cent. Im vergangenen Herbst bekamen die Bauern aufgrund des Lieferboykotts noch einen symbolischen Preis von 43 Cent, tatsächlich wurde zwar zwischen 30-35 Cent gezahlt, aber damit konnten die Landwirte noch halbwegs zurechtkommen.
Heute haben viele Bauern bereits erhebliche Zahlungprobleme und ich befürchte, dass bei anhaltenden Tiefstpreis ein heftiges Höfesterben eintritt. Dies wird sich auch auf den Arbeitsmarkt auswirken. Wahrscheinlich heftiger, als manche Betriebe, die derzeit in und von den Medien in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt werden.
Häufig werden von uns Verbrauchern nur die wenigen Mitarbeiter eines einzelnen landwirtschaftlichen Betriebes gesehen. Dies entspricht in keinem Fall der Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges, denn schließlich ist der Ernährungssektor mit vor – und nachgelagerten Betrieben allein in Niedersachsen der zweitgrößte Arbeitgeber.
Deshalb lassen Sie uns nicht darüber freuen, dass Butter so billig wie nie zuvor seit der Währungsreform ist, sondern Solidarität mit den Landwirten ausüben. Denn die Freude über billige Milchprodukte währt mit Sicherheit nicht lange.
Ich habe in meinem Berufsleben immer eng und vertrauensvoll mit den Spitzen des deutschen Lebensmittelhandel zusammengerabeitet. Wenn aber dieser Preiskampf im Handel bei Milchprodukten derartig weitergeführt wird, droht nach dem Höfesterben ein erheblicher Qualitätsverlust, der uns allen als Verbraucher zu schaffen machen wird. Dies kann und darf nicht im Sinne des deutschen Lebensmittelhandels sein.
Liebe Vorstände in den Einkaufszentralen des Handels: „Ich fordere Sie auf, sich Ihrer Verantwortung für gesunde und dauerhafte Versorgung bewußt zu werden. Man schlachtet nicht die Kuh, die man noch lange melken will!“