Sitzungsfreie Zeit

18. Juli 2010

Im Berliner Politbetrieb ist Ruhe eingekehrt. Die sitzungsfreie Zeit bietet Gelegenheit, ein wenig zu entspannen und im Wahlkreis ohne  den sonst häufig eintretenden Zeitdruck Termine wahrnehmen zu können.

Erst einmal habe ich  die ersten freien Tage aber genutzt,  um einen seit langem versprochenen Besuch bei meiner französischen Familie einzulösen. Es waren wunderbare Tage, die gerade auch meinen Kindern sehr gefallen haben.  Vor allem sprachlich profitieren Finja und Alena sehr von Besuchen in Frankreich. Neben guten Gesprächen habe ich vor allem auch die französische Küche wieder genossen. Denn eins muss man den Franzosen lassen: kochen können unsere Nachbarn!

Ein Besuch in Paris war Pflicht –  Finja und Alena vor dem Eiffelturm

Natürlich kam auch die politische Diskussion  nicht zu kurz. Dabei war es für mich schon irritierend, wie wenig reformbereit unsere französischen Freunde gerade im Bereich von Veränderungen des Rentenalters sind. Auch in Frankreich gibt es erhebliche demografische Probleme.  Aus diesem Grund beabsichtigt die französische  Regierung,  dass Rentenalter von 60 auf 62 Jahre anzuheben, damit auch zukünftige Generationen eine Rente erhalten werden.

Diese in meinen Augen notwendige Entscheidung ruft in Frankreich  flächendeckend Proteste hervor. Meine Einwände, dass wir  in Deutschland sogar bis 67 arbeiten dürfen  um die Renten gerade für die Jüngeren  zu sichern, wird so gut wie gar nicht wahrgenommen.

Auch uns Deutschen ist es sehr schwer gefallen, dass Rentenalter anzuheben. Solche Entscheidungen trifft man ja nicht weil man die Menschen ärgern will, sondern weil es bei veränderten Rahmenbedingungen einer zum Glück immer älter werdenden Gesellschaft hierzu keine vernünftige Alternative gibt.

Ich habe große Befürchtungen, dass Frankreich als zweitgrößte Volkswirtschaft in Europa im Gegensatz zu anderen Volkswirtschaften, gerade auch in Osteuropa,  zu wenig reformbereit ist. Dies kann für die französische Volkswirtschaft zu nicht unerheblichen  Einbrüchen und damit auch zu Stabilitätsproblemen in ganz Europa  führen. Schon heute ist die Arbeitslosenzahl in Frankreich um ein vielfaches höher als in Deutschland.