Vor Buhnenrückbau an der Aller unabhängiges Gutachten über die Folgen des massiven Eingriffs einholen
Die Aller ist heute ein quicklebendiger und gesunder Fluss mit einer großen Artenvielfalt. Das hat ein weiteres Fachgespräch bestätigt, dass ich zu den Folgen eines vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser (WSA) geplanten großflächigen Buhnenrückbaus im gesamten Lauf des Flusses Aller geführt habe.
Ein solcher massiver Eingriff in den von Menschhand durch die Allerbegradigung vor 100 Jahren geschaffenen Lebensraum der heute mehr als 30 in der Aller lebenden, zum Teil geschützten Fischarten, der geschützten Flussmuschelbestände sowie unzähliger Kleinstlebewesen, die für diese Nahrungskette unverzichtbar sind, sollte in meinen Augen mit größtmöglichem Augenmaß erfolgen. Das setzt für mich voraus, dass vor dem Beginn der Arbeiten ein von den Projektbeteiligten unabhängiges Umweltverträglichkeitsgutachten und eine daraus abgeleitete Folgenabschätzung erstellt und vorgelegt werden. So musste es ja auch vor dem Bau der Pylone der neuen Nordbrücke in Verden gemacht werden.
Wenn diese wissenschaftlichen Erhebungen zeigen sollten, dass die Natur und insbesondere die Artenvielfalt nicht nachweislich von einem solchen Buhnenrückbau und dem Entfernen der Steinpackungen an den Uferböschungen auf nahezu 100 Flusskilometern profitieren, dann sollten wir die Finger von diesen Maßnahmen lassen! Und anders gesagt: Bis zum Vorliegen dieser Gutachten sind die Projektbeteiligten nach meiner Meinung gut beraten, sämtliche diesbezügliche Maßnahmen ruhen zu lassen.
Wir dürfen hier nicht noch mehr Unruhe und Unsicherheit in die Diskussion bringen. Gerade bei diesem wichtigen Projekt ist es im entscheidenden Interesse des Bundes als Geldgeber, Projektbeteiligte wie Bevölkerung so gut wie irgend möglich mitzunehmen und Einwände ernst zu nehmen.
In meinen Augen wäre es wissenschaftlich unseriös, wenn der großräumige Rückbau der Aller damit gerechtfertigt werden soll, weil der Mensch diesen Lebensraum durch seinen Eingriff irgendwann einmal geschaffen hat. Kein vernünftiger Mensch würde zum Beispiel auf den Gedanken kommen, dass die aus gutem Grund naturgeschützten und landschaftstypischen Tier- und Insektenrückzugsorte, die Wallhecken, platt gemacht werden müssen, nur weil der Mensch sie irgendwann einmal geschaffen hat.
Gemeinsam mit unseren landesweit anerkannten naturschutzfachlichen Spezialisten vor Ort, dem Verein der Sportfischer Verden mit Dr. Rainer Becker und Wolfgang Kracht, der den Anschluss des Allerarmes in langjähriger Arbeit überhaupt erst ermöglicht hat, aber auch unserem im Naturschutz vorbildlich engagierten Vorsitzenden der Jägerschaft im Kreis Verden Jürgen Luttmann, unterstütze ich seit vielen Jahren den Anschluss des Allerarms. Das ist ein wichtiger Teil des bundesweiten Blaues-Band-Projektes.
Da der Bund erhebliche Millionenbeträge in dieses Projekt pumpt, fühle ich mich als Mitglied des geldgebenden Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages im Sinne der Bürgerinnen und Bürger aber ebenfalls zutiefst verpflichtet, unnötige oder wissenschaftlich zweifelhafte Eingriffe in natürliche Lebensräume vermeiden zu helfen, wie sie durch den Buhnenrückbau im Allerverlauf entstehen könnten.