Kirchlinteln – Der CDU-Bundestagskandidat Andreas Mattfeldt hat von Armsen bis Weitzmühlen gestern fast überall die Nase vorn gehabt, 2208 Gemeindebürger haben ihn gewählt. SPD-Kandidatin Özge Kadah war mit 1407 Stimmen chancenlos. Auch bei den Zweitstimmen ging die CDU mit satten 38,96 % Prozent als unangefochtener Wahlsieger aus dem Abend. Bei seinen Kirchlintler Parteikollegen war die Freude riesig.

Ich wünsche mir eine zupackende Bundesregierung, die die Belange der Kommunen im ländlichen Raum im Blick hat. Pragmatismus statt Ideologie, dann schrumpfen auch die extremen Ränder.

Bürgermeister Arne Jacobs

Torsten Blanke, Fraktionsvorsitzender der CDU im Gemeinderat: „Das ist total toll. Wir profitieren in der Gemeinde sehr davon, jemanden wie Mattfeldt in Berlin sitzen zu haben. Wir haben einen kurzen Draht zu ihm, er hat immer ein offenes Ohr für unsere Probleme und wir kommen rasch an wichtige Informationen. Er kommt von hier und kennt die örtlichen Gegebenheiten, er weiß, was wichtig ist. Das ist von großem Vorteil für die Gemeinde.“

Den starken Stimmenzuwachs für die AfD auch auf dem Lande erklärt sich Blanke so: „Viele Bürger sind sehr unzufrieden.“ Und das dürfe keine Partei einfach so hinnehmen. „Wenn es unser Anspruch ist, diese Stimmen zurückzubekommen, müssen wir diese Unzufriedenheit ernst nehmen und etwas ändern.“

Dass Özge Kadah ihrem Konkurrenten Mattfeld in der Gemeinde Kirchlinteln nicht gefährlich werden konnte, war keine Überraschung, auch nicht für Richard Eckermann, SPD-Fraktionsvorsitzender im Rat. „Aber mit ihrem Ergebnis muss sich die Kandidatin nicht verstecken, bei den Erststimmen haben wir deutlich weniger Verluste gemacht, als bei den Zweitstimmen.“ Doch Eckermann redet nichts schön: „Die SPD ist der klare Wahlverlierer.“ Große Sorge mache ihm das Ergebnis der AfD. „Das ist ein Schlag ins Kontor für alle demokratischen Parteien.“ Einerseits habe er das Gefühl, man könne eine bestimmte Bevölkerungsgruppe nicht mehr erreichen. Aber man müsse es trotzdem versuchen: „Das Ergebnis zeugt von großer Unzufriedenheit. Das ist Weckruf und Aufruf für uns alle.“ Ein Geheimrezept habe er nicht, aber: „Wir haben uns für die Zukunft mehr Transparenz auf die Fahnen geschrieben.“

Als Grüner kann man sich noch gut selbst in die Augen gucken.

Wilhelm Haase-Bruns, Fraktionsvorsitzender Grüne

Gründe für das schlechte Abschneiden der Grünen sieht Wilhelm Haase-Bruns, der örtliche Fraktionsvorsitzende, vor allem in der negativen Darstellung seiner Partei in den (sozialen) Medien. „Wenn man sich überlegt, wie sehr auf den Grünen herumhackt wurde, dieses Dauerschlechtmachen von allen Seiten – dafür haben sie sich noch ganz gut geschlagen, finde ich.“ Die Grünen seien im Wahlkampf immer „bei ihren Wurzeln geblieben.“ Als Grüner könne man sich auch nach der Wahl noch gut selbst in die Augen gucken. Das gelte aus seiner Sicht für die FDP nicht. Lindners Ankündigung, sich aus der Politik zurückziehen zu wollen, kommentierte Haase-Bruns mit den Worten „Verrat wird halt nicht belohnt.“

Stolz auf die hohe Wahlbeteiligung in „seiner“ Gemeinde ist Bürgermeister Arne Jacobs: „87,77 Prozent, das ist rekordverdächtig.“ Der Verwaltungschef war voll des Lobes für die 145 ehrenamtlichen Wahlhelfer. „Ohne sie wäre der reibungslose Ablauf gar nicht denkbar. Ich habe heute alle 17 Wahllokale der Gemeinde abgefahren und mich persönlich für den Einsatz bedankt.“ Zwölf Kolleginnen und Kollegen seien am Sonntag im Rathaus im Einsatz gewesen und hätten den Tag über für die Wahllokale und die Wahlleitung als Ansprechperson zur Verfügung gestanden. „Alle haben einen großartigen Job gemacht.“ Auch zum Ergebnis äußerte sich Jacobs gestern Nacht. „Ich wünsche mir eine handlungswillige und zupackende Bundesregierung, die auch wieder mehr die Belange der Kommunen im ländlichen Raum im Blick hat. Pragmatismus statt Ideologie, dann schrumpfen auch wieder die extremen Ränder.“
REI